Ein Vierteljahrhundert
Heute vor genau 25 Jahren begann meine berufliche Karriere bei der Deutschen Bahn. Um 9 Uhr saß ich mit ein paar weiteren Leuten, die am selben Tag ihren Job bei der TLC GmbH antraten, in einem großen Besprechungsraum im Erdgeschoss der Adlerwerke in Frankfurt – nicht wissend, was die nächsten Jahre so mit sich bringen würden. Heute bin ich zumindest diesbezüglich etwas schlauer, denn es folgte eine spannende Zeit mit vielen Höhen und Tiefen. Mit immer neuen Themen, immer neuen Leuten, die ich kennenlernen durfte – und viele von ihnen sind enge Freunde geworden. Die Freundschaft zu Gregor hat sogar dazu geführt, dass wir bei unseren jeweiligen Hochzeiten die Trauzeugen-Rolle übernommen haben und ich sogar noch zum Patenonkel von Almut ernannt wurde.
Eigentlich sollte die erste Arbeitsstelle nur dazu genutzt werden, um das auf der Uni erworbene theoretische Wissen um praktische Aspekte zu erweitern. Danach wollten Thorsten, Carsten und ich ein Startup gründen. 3 Jahre hatten wir uns damals dafür Zeit gegeben. Die Startup-Pläne entstanden auf dem Scheitelpunkt des Dotcom-Booms, als das Internet (oder vielmehr: das Worldwide Web) tatsächlich noch relatives Neuland war und Venturekapital im Überfluss verfügbar zu sein schien. Im März 2000 begann diese Blase zu platzen, und mit ihm löste sich unser Plan in Luft auf. Jeder von uns blieb also bei seinem Arbeitgeber, und aus den ursprünglich geplanten 3 Jahren bei der Deutschen Bahn wurden heute schließlich satte 25. Silbernes Jubiläum. Vom Konzernvorstand gab es zu diesem Anlass eine schicke Urkunde und einen DB-Pin aus ebendiesem Material.


Angefangen habe ich bei der TLC GmbH, eine der Vorgängerfirmen, aus denen die heutige DB Systel GmbH entstanden ist. Ich wurde als Systemanalytiker eingestellt, und meine Aufgabe lag in der Entwicklung von Lotus-Notes-Anwendungen für diverse Konzernunternehmen. Im Juli 2000 wurde ich dann in das Projekt ISTP (=Informationssystem für die Transportleitungen des Personenverkehrs) entsandt, um die Eingabekomponenten (weiter-) zu entwickeln. Bis 2008 habe ich etliche Notes-Anwendungen konzipiert und programmiert, bis mich mein weiterer Weg dann zur DB Fernverkehr AG geführt hat.
Hier war ich als Teil der Verfahrensbetreuung ISTP zuständig für die fachliche Weiterentwicklung von ISTP – also eben dem System, das ich zu TLC-Seiten mitentwickelt habe. Da ISTP die Quelle der Dispositionsentscheidungen war und dort Reisendeninformationen generiert wurden, war die Abstimmung mit den weiteren Verfahren im RIS(=Reisenden-Informationssystem)-Verbund wichtig. Die jeweiligen Releasetermine mussten koordiniert und verfahrensübergreifende Integrationstest koordiniert werden.
Nach und nach kamen weitere Themen aus dem Bereich der Verkehrsleitungen hinzu, und auch mein Aufgabenbereich wurde größer, als ich die Rolle des Verfahrensverantwortlichen für ISTP für den Fernverkehr übernommen habe. Die damit verbundene Verantwortung in Verbindung mit den regelmäßigen, mehrtägigen 24-Stunden-Rufbereitschaften für diese wichtige Anwendung haben ihre Spuren hinterlassen, der Stress wurde mehr und das Nervenkostüm oft ziemlich dünn. Besonders zu Zeiten, die für die Produktion des Fernverkehrs herausfordernd waren. Ob es sich im Streikphasen der GdL oder um Großwetterlagen ging, immer waren die Verkehrsleitungen damit beschäftigt, die Züge am Rollen zu halten und die Fahrgäste trotz aller Einschränkungen sicher an ihre Reiseziele zu bringen. Dafür waren (und sind) sie auf stabile IT-Systeme angewiesen, und unser Ziel als Verfahrensbetreuung war es, dies zu gewährleisten.
Irgendwann im Jahr 2011 habe ich dann den Entschluss gefasst, ein Fernstudium aufzunehmen (den Bericht dazu findest Du hier). Das Thema für die Masterarbeit fand ich dann im Arbeitskontext: Es ging um die Konzeption eines Vorgehensmodells für die Cloud-Migration der vielen Lotus-Notes-Anwendungen, die zu dieser Zeit in den Verkehrsleitungen genutzt wurden. Insbesondere in der heißen Zeit des Runterschreibens wurde ich vom Team und insbesondere von meiner Chefin Nina unterstützt, so dass ich am 1. Oktober die Masterarbeit einreichen und mit einige Wochen später endlich „Master of Science“ nennen durfte.


Im März 2020 ging es zurück zur DB Systel, also zurück zum IT-Dienstleister. Seitdem bin ich als Business Engineer mit der Konzeption von IT-Systemen der DB InfraGO AG betraut. Das bedeutete einen thematisch kompletten Schwenk von der Disposition und Reisendeninformation hin zu betrieblichen Infrastrukturdaten und Geoinformationen.
Mein Büro befindet sich seit Ende 2023 im Silberturm im Frankfurter Bahnhofsviertel. Schön daran ist der Blick aus dem 25. Stock über die Frankfurter City und das Umland. Eher negativ ist der Weg vom Bahnhof zum Turm und zurück zu bewerten – besonders morgens um 6 Uhr, wenn noch nicht viele Leute unterwegs sind. Nach ein paar Jahren in Frankfurt ist man allerdings abgehärtet genug, um gesund da durch zu kommen. Ein schöner Anblick ist es aber trotzdem nicht.
Es gibt in meinem Leben ein paar Dinge, die ich bereut habe. Die Entscheidungen, (Wirtschafts-/Praktische/Allgemeine) Informatik studiert und eine Karriere bei der Deutschen Bahn begonnen zu haben, zählen aber definitiv nicht dazu. Und auch wenn man in der Diskussion im Freundeskreis oder mit unzufriedenen Fahrgästen in Zügen, die verspätet oder liegengeblieben sind, hin und wieder ein dickes Fell braucht, weil einem oft der geballte Frust negativer Erfahrungen entgegenschlägt, geht die Reise für mich weiter. Mit der Bahn und der IT.



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