Selbstdarsteller

In der 1. Klasse im ICE zu fahren, hat einige Vorteile: Der Kaffee kommt zu mir statt umgekehrt, die kostenlose Tageszeitung ebenfalls, und außerdem werde ich regelmäßig mit Gummibärchen versorgt. Die Ledersessel sind kuschelig und in alle erdenklichen Richtungen verstellbar.

Letzteres trifft auf einige meiner  Mitreisenden leider nur bedingt zu.  Von denen verstellt sich keiner. Jeder spielt solange seine Businesskasper-Rolle, bis er zuhause seine Businesskasper-Uniform an den Garderobenhaken hängen darf.

Der Businesskasper-Habitus beginnt nicht erst beim Einstieg, sondern schon am Bahnsteig. Wenn ich dort mit sportlicher Winterjacke und Jeans bekleidet im Haltebereich der 1. Klasse erscheine, werde ich erstmal intensiv gemustert. Ich habe nicht das Recht, dort zu stehen. Das wird mir schnell bewusst.

Im Zug habe ich heute ein Exemplar der Gattung „Unternehmensberater“ – der es leider noch nicht zum „Partner“ geschafft hat – vor mir, gestern auf der Hinfahrt war es eins dieser Werbe-Äffchen. „Was machst Du denn beruflich?“ – „Irgendwas mit Medien.“

Manchmal erkauft man sich die Bequemlichkeit beim Kaffeekauf zu einem hohen Preis.

Egal, ich freue mich, dass mein Urlaub beginnt und über die Tatsache, dass ich aus dem Seminar so viel für mich mitnehmen konnte. Mehr dazu morgen, im Moment bin ich einfach nur müde.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*